Die Schmöllner Trommeltaube, ein einzigartiges Kulturgut aus Thüringen


 

blauphahl    gelb    hellblau

 

blaufahl                                                             gelb                                                                   hellblau mit weißen Binden
Foto: Martin Bakkert                                       Foto: privat                                                         Foto: Privat

 

 Aufzeichnungen über die Erzüchtung der Schmöllner Trommeltaube existieren nicht. Schon vor mehr als 200 Jahren wurden in der Gegend um Schmölln und Altenburg auf den Bauernhöfen Tauben gehalten die eine Balzstimme hatten, die als Wackertrommel bezeichnet wird.

Am 18.02.1912 wurde die Geschichte in geordnete Bahnen gelenkt und in Schmölln die „Vereinigung der Züchter der Schmöllner und Altenburger Trommeltauben“ gegründet. Erster Vorsitzender wurde Rudolf Hiller aus Schmölln.

Eine alte Tradition in Schmölln war der Taubenmarkt der zwischen Aschermittwoch und Ostern wöchentlich abgehalten wurde. Erste schriftliche Nachweise stammen aus dem Jahr 1775, die Standorte in Schmölln wechselten, der Letzte wurde 1984 im Hof der HOG „Drei Schwäne“ durchgeführt.

Im Jahr 1925 wurde die erste Musterbeschreibung erstellt. Die Behosung war schon immer ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal zur Altenburger Trommeltaube, aber auch bestrümpft kam sie in dieser Zeit vor. Ein Rassemerkmal das man aus meiner Sicht überdenken sollte. Die Luzerner, eine Schweizer Taubenrasse, haben aus dem Rassemerkmal Behosung eine Bestrümpfung gemacht.

Der Grund ist ganz einfach, die Zucht wird dadurch erleichtert, da nicht ständig auf Federstoppeln an den Zehen geachtet werden muss. Rein optisch verliert die Rasse nicht und die Abgrenzung zu

verwandten Rassen bleibt auch erhalten. Ich kann mir sogar vorstellen, dass dadurch neue Züchter von der Rasse zu begeistern sind, eine Überarbeitung der Musterbeschreibung in Richtung Behosung wäre eine Überlegung wert.

1940 wurde die vorgenannte Vereinigung in einen „Sonderverein der Züchter der Schmöllner Trommeltauben“ umgewandelt, damit war die Trennung von den Altenburger Trommeltauben vollzogen. 1.Vorsitzender wurde wieder Rudolf Hiller, 1948 übernahm Georg Neumaier, ihm folgte

1958 Günter Keller und 1965 Heinz Trommer.

Sonderrichter für Schmöllner Trommeltauben bis Anfang der siebziger Jahre war Paul Dick aus Zeulenroda. Sein Erbe als Sonderrichter übernahm Klaus Rothe aus Brockau.

In dieser Zeit waren Sonderschauen mit mehr als 100 Tieren keine Seltenheit, die oft in Schmölln stattfand.

1971 wurde Zuchtfreund Helmut Neumann Obmann der SZG, im gleichen Jahr erfolgte der Anschluss an die „SZG Deutsche und seltene Trommeltauben“.

1990 kam im Zuge der Wiedervereinigung der Anschluss an den „SV der Trommeltaubenzüchter“, eine Interessengemeinschaft (IG) für Schmöllner Trommeltauben konnte weiter bestehen.

2003 wird Zuchtfreund Hans-Jürgen Oehler neuer Vorsitzender, er übt dieses Amt bis zum heutigen

Tag aus, Helmut Neumann hatte bis dahin das Amt 33 Jahre inne, er wurde zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

2007 sind die Schmöllner Trommeltauben Rasse des Jahres im Landesverband Thüringen.

Im Jahre 2012 feierten die Züchter dieser alten Thüringer Rasse ihr 100 jähriges  Jubiläum. Die Stadt Schmölln ist sich der Bedeutung für die Stadt bewusst, das eine Taubenrasse den Namen der Stadt trägt und vergibt seit dem Jahr 2000 aller 2 Jahre zwei Förderpreise der Stadt Schmölln. Der Sonderverein hat zurzeit 17 Mitglieder und führt jedes Jahr 2 Sonderschauen durch. Zur Sonderschau 2018 bei der 52. Landesverbandsschau in Erfurt stellten 7 Züchter 54 Schmöllner Trommeltauben in 13 Farbenschlägen (weiß, schwarz, gelb, blau mit schwarzen Binden, blau ohne Binden, blaufahl, rotfahl, gelbfahlgehämmert, blau mit weißen Binden, hellblau mit weißen Binden, schwarzgetigert, schwarzgescheckt und blaugeschuppt) aus, ein sehr gutes Ergebnis. Von den 26 anerkannten Farbenschlägen werden 18 regelmäßig auf Ausstellungen gezeigt. Darunter die seltenen Hellblauen mit weißen Binden, die den Opalfaktor tragen und zu den ältesten Farbenschlägen der Schmöllner zählen, sie sind schwer zu züchten und dürfen auf keinen Fall mit den ebenfalls anerkannten Blauen mit weißen binden gekreuzt werden. Ein genetisch sinnvoller Kreuzungspartner sind Blaue mit schwarzen Binden. Auch die in der Zucht anfallenden Blauen sind  für die Weiterzucht wertvoll, siehe das Buch von Axel Sell: „Vererbung bei Tauben“, Seite 94.

Bei den Hauptrassemerkmalen spielt neben der hellen,klaren Trommelstimme (auch die Täubinnen sollen trommeln), der Gabelschwanz eine entscheidende Rolle. Er ist breiter, auch im Ansatz als der Schwanz von Taubenrassen ohne Gabelschwanz. Wie soll so ein Gabelschwanz nun aussehen? Er besteht aus mindestens 14 langen und breiten Federn der in der Mitte deutlich sichtbar geteilt sein muss, aber nicht durch Spalt- oder Drehfedern sondern die Federn wachsen schräg nach außen durch die fehlende Bürzeldrüse. Die beiden Schwanzseiten müssen nicht die gleiche Federzahl haben, ein bis zwei Federn Unterschied sind erlaubt, wenn jede Seite mindestens 7 Federn hat. Alle Federn des Schwanzes sollten auf einer Ebene liegen, damit kein Dachschwanz entsteht.

Die Schmöllner Trommeltaube hat eine kräftige, langgestreckte, mittelhochgestellte Taube mit fast waagerechter Körperhaltung. Die Schmöllner dürfen nicht zu klein werden und sollten eine volle Brust haben.

Der Kopf sollte länglich rund sein und seinen höchsten Punkt vor dem Auge haben. Das Auge wird als Perlauge gefordert. Als Fehler treten Froschaugen auf, das Auge hat dann die Form wie eine Erbse und steht hervor, die Tiere blinkern dadurch mit den Augenlidern.

Schmöllner Trommeltauben sind sehr zuchtfreudig und bringen es pro Jahr auf 8 bis 10 Jungtiere, auch für den Freiflug ist die Rasse geeignet, wenn es die Umstände zulassen.

Die Schmöllner Trommeltaube mit ihrer markanten Trommelstimme und die Stadt Schmölln sind ein Teil der Kulturgeschichte unserer Thüringer Heimat. Deren Erhalt sollte uns weiterhin ein Anliegen und gleichzeitig Quell der Freude sein.

Klaus Roth

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